Leuchtkraft statt Glitzer

Eine kleine Liebeserklärung an das Unscheinbare.

Die Tür gibt ein leises Knarren von sich.
Ich trete ein. Nicht ins Atelier – sondern in diesen inneren Raum, in dem das Wesentliche wohnt.

Da liegt kein Gold auf dem Boden.
Kein Glitzer in den Ecken.
Nur Licht. Diffus, manchmal schräg.
Wenn zum Beispiel der späte Nachmittag das Lichtspiel der Blätter in leuchtenden Mustern nach drinnen holt.

Ich habe lange gebraucht, um zu merken,
dass ich kein Funkeln brauche, um zu strahlen.
Dass Klarheit oft mehr leuchtet als alles, was glitzert.

Das Gold liegt woanders.

Zu manchen Zeiten, vor allem am Anfang,
packe ich meine Bilder mit Bedeutung voll.
So, als müsste man mit dem Pinsel gleich noch Lebenssinn erschaffen.

Heute lasse ich lieber etwas offen.
Denn da beginnt die Leuchtkraft:
im Raum zwischen zwei Farben,
im Schatten eines zarten Strichs,
im Moment vor dem nächsten Impuls.

Ich male heute anders.
Seltener laut.
Liebend gern mit zarten Schichten,
mit Momenten, die sich erst beim zweiten Hinsehen zeigen,
mit diesem Blau, das zwischen Himmel und Wasser pendelt.

Meine Lieblingsfarbe hat keinen Namen.
Sie trägt einfach die Spuren von Gesprächen,
von diesem einen Tag am Meer, an dem ich denke: Jetzt ist es gut.
Und vielleicht auch vom Duft der Rose,
die im Atelier in der Vase steht und üppig vor sich hin blüht.

Zauberformeln habe ich keine.
Filter auch nicht.
Glitzer schon gar nicht.

Und manchmal ist es nur das salzige Licht zwischen zwei Möwenflügeln,
das mir zeigt, worum es eigentlich geht:
Das Echte braucht keine große Bühne.
Nur einen offenen Blick.

Vielleicht ist genau das die Kunst.

Etwas berührt.
Und bleibt.

Wenn dann jemand sagt:
„Dein Bild hat mich wirklich gesehen“ –
dann ist alles da.

Ohne Glitzer. Aber mit allem Licht.

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